"Flexibilität, gute Anpassungsfähigkeit und Weiterentwicklung sind nun wichtiger denn je"
1. Dezember 2021Im Interview berichten Mandy Pahl-Bauerfeind, Director Sales bei Düsseldorf Congress und Jens Ihsen, Director von Düsseldorf Convention über ihre Vorbereitungen und Erwartungen an die beiden wichtigen MICE-Messen "IMEX USA" und "IBTM World" und teilen ihre Erkenntnisse – auch im Hinblick auf die sich veränderte MICE-Branche.
Nach fast 1,5 Jahren Pandemie sind Dienstreisen ins Ausland wieder möglich. Wie fühlt ihr euch damit?
Mandy Pahl: Es ist aufregend! Aber gar nicht unbedingt wegen der Reisen ins Ausland, sondern viel mehr sind es die persönlichen Begegnungen mit alten Bekannten und neuen Gesichtern, die nach dieser langen Zeit des virtuellen Austauschs wieder möglich sind und die so wertvoll sind. Die Lebendigkeit und die Energie, die man auf so einer Messe spürt, tut einfach gut und gibt große Zuversicht.
Jens Ihsen: Ebenfalls sehr aufregend. Das Reisen mit allen Bedingungen und Restriktionen ist schon ein kleines Abenteuer. Messen sind so unfassbar wichtig, ermöglichen Zufallsbegegnungen.
Anfang November fand die IMEX in Las Vegas statt, an der ihr teilgenommen habt. Wie habt ihr euch auf diese Messe vorbereitet? Welche Erkenntnisse bringt ihr mit?
Mandy Pahl: Die Vorbereitung in diesem Jahr war davon geprägt, dass aufgrund der coronabedingten Einreisebeschränkungen der USA eigentlich bis wenige Tage vor Messebeginn gar nicht klar war, ob wir wirklich vor Ort sein würden. Aber der Stand war geplant, Terminkalender waren gefüllt, die Präsentationen wurden auf den letzten Stand gebracht – alles war im Grunde vorbereitet. Und am Vortag der IMEX America durften wir dann glücklicherweise auch einreisen.
Die wichtigste Erkenntnis ist sicherlich, dass Messen auch in diesen immer noch recht unsicheren Zeiten absolut funktionieren können, wenn alle Beteiligten sich auf die Situation einlassen, sie ernst nehmen und gute Schutz- und Hygienekonzepte Anwendung finden.
Die Messeteilnahme selbst ist dann gar nicht viel anders als „früher“. Was ich mitnehme ist, dass viele Player in der Branche dankbar sind, dass Formate wie die IMEX America und generell Veranstaltungen wieder stattfinden können und dass Präsenzformate ergänzt und erweitert durch digitale Komponenten bald wieder normal sein werden – die Nachfrage ist auf jeden Fall da.
Jens Ihsen: Ich pflichte Mandy total zu. Messeformate leben und sind womöglich deutlich effizienter als noch vor der Pandemie. Es trifft sich nur, wer auch wirklich einen konkreten Bedarf hat! Die Transformation in unserer Branche wird deshalb keinen Halt machen.
Hybride Veranstaltungen und Messen werden voraussichtlich nach der Corona-Pandemie erst richtig an Fahrt aufnehmen. Bis der persönliche Kontakt wieder uneingeschränkt möglich ist, empfiehlt es sich, die neuen digitalen Möglichkeiten von „Virtual Reality“ bis hin zu „Marketing Automation“ für sich zu erproben, um so zu erfahren, was am besten funktioniert und um so aus der Krise positive Weiterentwicklungen mitzunehmen. Das haben wir bei Düsseldorf Convention nun 1 Jahr lang erprobt. Live ist natürlich am schönsten! Es bleibt Amerika und die Reise über den großen Teich!
Anfang Dezember folgt dann gleich die nächste, große Leitmesse: die ibtm world in Barcelona. Welche Erwartungen stellt ihr an diese Messe? Gibt es hier Unterschiede in der Vorbereitung und Marktbearbeitung im Vergleich zur IMEX USA?
Mandy Pahl: Sicherlich ist der Aufwand bei den Reisevorbereitungen erheblich geringer und unaufgeregter als bei der IMEX America. Das Reisen in Europa, auch unter den Bedingungen der Pandemie, ist sehr viel einfacher als interkontinental zu reisen.
Wir haben ein gut gefülltes Diary und hoffen sehr, damit an vergangene, erfolgreiche ibtm’s anknüpfen zu können. Und wir freuen uns einfach, dabei zu sein, um Düsseldorf und das CCD Congress Center Düsseldorf wieder im persönlichen Gespräch präsentieren zu können aber auch alte und neue Kollegen der MICE Branche wiederzusehen.
Jens Ihsen: Die Vorbereitung der IMEX und der IBTM unterscheidet nur die Anreise. Die IBTM ist DIE Leitmesse für erfahrene Meeting-Planner in Europa und auch immer ein Stimmungsbarometer für das 1. Quartal. Im Grunde ist es nun wichtig, mit unserem Partner eine gewisse Präsenz zu zeigen. Wir machen Lust auf Düsseldorf. Düsseldorf und der Markt haben sich im letzten Jahr weiterentwickelt. Neue Hotels und Locations sind entstanden oder entstehen noch. Wir erwarten ein neugieriges Publikum, welches besser denn je informiert ist und nach Nachhaltigkeit strebt!
Die Corona-Pandemie hat viele Veränderungen für den MICE-Markt gebracht und zum Umdenken gezwungen. Laufen die allgemeinen Vorbereitungen für die Messen nun auch anders ab? Gibt es Änderungen hinsichtlich der Kundengespräche und den gegenseitigen Ansprüchen?
Jens Ihsen: Die Frage ist berechtigt und wird uns sicherlich auch in der Zukunft immer häufiger begegnen. Wir treffen auf veränderte Rahmenbedingungen in einem zunehmend komplexeren Ökosystem.
Sei es Nachhaltigkeit, New Work, authentische Veranstaltungsorte und Lebensräume für Besucher und Einwohner, die im Einklang miteinander vereinbar sein müssen. Das Anspruchsdenken muss in den großen Konzernen erst einmal klar formuliert werden. Letztlich beruht jeder Veranstaltungsbesuch auf einer neugetroffenen bewussten Entscheidung!
Kann Düsseldorf „nach“ der Pandemie einen noch größeren Mehrwert für Veranstaltungen bieten?
Mandy Pahl: Für uns als Venue gesprochen, haben wir in der Zeit der Pandemie unsere Kompetenzen in Sachen virtueller / hybrider Events ausgebaut, Plattformen gefunden, auf denen eine Vielzahl von Veranstaltungen stattfinden konnten und auch künftig ganze Veranstaltungen oder bestimmte Elemente abgebildet werden können. Ich denke, wir haben in den Teams über die Dauer der Pandemie auch eine höhere Beratungskompetenz erlangt, haben gelernt noch flexibler auf sich permanent ändernde Rahmenbedingungen zu reagieren, schnell umzudenken, Veranstaltungskonzepten und -layouts anzupassen. Das wird auch in einer Zeit „nach“ der Pandemie wertvoll sein für die Durchführung von Veranstaltungen in Düsseldorf.
Jens Ihsen: Ja, unbedingt sogar! Ein Großteil der Veranstaltungen fand bislang ganz überwiegend physisch und nur mit vereinzelten virtuellen Elementen statt. Durch die Corona-Pandemie wurde der Fokus auf virtuelle und teilweise bereits hybride Events gelegt. Auch wenn eine gewisse Sehnsucht nach physischem Kontakt und der Interaktion mit anderen Menschen - wie in der Vor-Corona-Zeit - besteht, wird dennoch eine enorme Zunahme hybrider Veranstaltungen erwartet. Die Kompetenz haben wir mit all unseren Partner in Düsseldorf weiterentwickelt! Hybridität besitzt eine hohe Gestaltungsvielfalt mit zahlreichen Umsetzungsmöglichkeiten und Entwicklungspotenzialen. Des Weiteren kommen unzählige neue Locations wie „The Frame“ und auch der „EUREF Campus“ in 2024 in die Landeshauptstadt Düsseldorf.